Montag, 22. Dezember 2008

Die Reise Teil 4

Samstag 27. September 1975 (10. Tag)
Surrey, BC - Douglas, BC - Hazelmere, BC
Auto / zu Fuss 20 Km
TOTAL 1263 KM

Marcel: Wir erwachen um 10:45 Uhr, stehen auf ziehen uns an und gehen hinunter an den Frühstückstisch. Gus und seine Frau erwarten uns ein bisschen missgestimmt. Gus hält uns einen Vortrag, er meint wir hätten zu wenig gearbeitet und so schmeisst er uns hinaus. Es waren einige schöne Tage auf seiner Farm. Well, wir packen unsere Sachen und seine Frau fährt uns zum Zoll. Grenze Canada-USA. Wir verabschieden uns von ihr und gehen zum kanadischen customs officer, welcher uns zum U.S. Zöllner schickt. Dort haben wir Ärger weil Sibylle kein eigenes Geld zu Verfügung hat. Sollte ich in den Staaten sterben, könnte sie nicht zurück in die Schweiz reisen da alle Travellers Cheques auf meinen Namen laufen. Als nächstes möchten die Herren gerne unsere Flugtickets sehen um sicher zu sein dass wir das Land auch wirklich wieder verlassen. Crazy boys there at the border. Also müssen wir umkeheren und uns nach einem Zeltplatz umsehen. Wir laufen mit unseren schweren Rucksäcken die Strasse zurück auf der wir gekommen sind. Wir finden einen Laden wo wir einige Lebensmittel kaufen. Auf der anderen Strassenseite steht ein Schild mit der Aufschrift: Campground 1 1/2 Mi. Wir laufen und laufen und laufen, bis wir endlich diesen Zeltplatz finden.

Sibylle: 11:30 Uhr. Tja, das hat man davon, wenn man so lange schläft ! Gusti erklärt uns, dass man für's Essen auch arbeiten muss, und wir haben gestern frei gemacht. So fährt uns Frau Krebs bis zur Grenza Canada-Amerika. Doch heute scheint alles ein wenig gegen uns zu sein. Am Zoll geht das Puff los. Wir müssen zeigen wieviel Geld wir haben, da fängt es schon an. Die Travellers Cheques laufen nur auf den Namen von Marcel. Der Beamte erklärt mir, dass, falls Marcel etwas zustossen sollte, auch ich jederzeit in der Lage sein sollte Checks einzulösen. Das zweite Argument. Unser Flugticket liegt bei Rod in Edmonton und die Zöllner wollen eine Bestätigung haben, dass wir das Land auch wieder verlassen. So bleibt uns nichts anderes übrig als wieder zurück zu gehen, Rod zu informieren und das Ticket abzuwarten. Der Schweiss rinnt uns aus allen Poren. Wir finden noch einen kleinen Laden, wo wir Proviant kaufen. Endlich kommen wir keuchend an dem Campground an.

Hazelmere Camp Ground Prospekt

Quittung

Sibylle: Bald haben wir ein schönes Plätzchen gefunden, und es geht nicht lange, steht auch schon unser Zelt darauf. Am Feuer kochen wir Reis, von dem bald nichts mehr zu sehen ist nachdem wir unseren Hunger gestillt haben.

Marcel: Wir sind todmüde vom laufen, also setzen wir uns erst mal hin. Nach einer Weile stellen wir unser Zelt an einem schönen Platz auf und dann kochen wir Reis mit Champignon Sauce.

unsere Campingausrüstung zum ersten Mal im Einsatz

Sibylle: Nachdem das Geschirr abgewaschen ist, setzen wir uns an die Sonne. Nach kurzer Zeit sind auch die Formalitäten erledigt. Am Abend sitzen wir am Lagerfeuer, singen und trinken Tee. Marcel hat einen neuen Song von unserem Tramp komponiert, tönt nicht schlecht. Wir hoffen, dass das Zelt heute nicht so nass wird. Wir hängen unsere Plachen auf das Zelt, vielleicht frieren wir heute Nacht nicht so wie das letzte Mal.

Marcel: Bill, der Campgroundbesitzer kommt vorbei, ein freundlicher Mann. Ich zahle für drei Nächte und wir plaudern ein bisschen über die Schweiz die er letztes Jahr besucht hat. Nachdem wir aufgeräumt haben gehen wir zurück zu dem Laden um noch ein paar Sachen einzukaufen. Wir spatzieren über die Felder, es ist wunderschön. Bei Sonnenuntergang kehren wir zurück. Die Sonnenuntergänge hier sind wirklich einzigartig. Zurück auf dem Zeltplatz sammeln wir ein bisschen Holz für ein Lagerfeuer. Es ist 20:00 Uhr als das Feuer brennt und bereits Nacht. Wir sitzen am Feuer bei einer Tasse Tee und Guetzli. Ich spiele Gitarre, über uns eine Million Sterne am Himmel die uns wie eine schützende Wand umgeben. Es ist bis jetzt der schönste Abend.

Marcel

Marcel

Sibylle

 Marcel: Sibylle geht schlafen. Ich sitze alleine beim Feuer und hänge meinen Gedanken nach. Ich mache mir noch eine Tasse Tee und sitze bis um 23:00 Uhr am Feuer, dann ist es auch für mich Zeit, schlafen zu gehen. Ich lösche das Feuer und schlüpfe in meinen Schlafsack. Ein paar Minuten später höre ich wie es anfängt zu regnen und dann falle ich in einen tiefen friedlichen Schlaf.

Sonntag 28. September 1975 (11. Tag)
Hazelmere, BC - Surrey, BC
Auto 24 KM
TOTAL 1287 KM

Marcel: Ich wache um 07:30 Uhr auf und höre das es regnet. Unser Zelt ist nass. Ich stehe auf und gehe in den Waschraum um eine Zigarette zu rauchen. Ein Mann kommt herein und wir plaudern ein bisschen. Ich erzähle ihm dass unser Zelt nass ist und ich darum hier am trockenen bin. Er erzählt mir dass er in dem Trailer gerade neben uns lebt. Ich gehe zurück zu unserem Zelt und lege mich wieder hin. Ein paar Minuten später kommt dieser Mann zu unserem Zelt und fragt mich wie ich heisse. Ich gebe ihm unsere Namen und er stellt sich darafhin als Fred vor. Nennt mich einfach Fred und wenn ihr möchtet kommt doch einfach rüber und frühstückt mit uns. Zumindest ist es warm im Trailer. Aber nur wenn ihr wollt. Sicher wollen wir. Nur wenig später sitzen wir in einem warmen Trailer beim Frühstück und unterhalten uns mit Fred und seiner Frau. Fred ist in Frankreich geboren und kam 1926 nach Canada. Die sind noch zwei weitere Trailer neben ihm, einer gehört seinem Bruder Edward und der andere seiner Tochter. Seine ganze Familie scheint sich hier an den Wochenenden zu treffen.
Sein Bruder Edward und dessen Frau kommen auf einen Besuch zu uns herüber und wir plaudern mit ihnen. Das heisst ich plaudere mit ihnen denn ich gebe Sibylle kaum eine Chance das Wort zu ergreifen. Plötzlich fragt uns Edward, ob wir nicht in seinem Haus in Surrey auf die Post von Rod warten wollen. Wir nehmen dankend an und auf geht's. Wir packen unsere Sachen zusammen und bringen sie dann zu seinem Trailer. Bill kommt und gibt uns das Geld für die nächsten beiden Nächte zurück und noch einen Dollar extra. Fred's Tochter erzählt mir, dass sie und ihr Mann am nächsten Freitag in die Staaten runter fahren und wenn wir wollen können wir dann mitfahren. Das wäre natürlich sehr gut. Wir verabschieden uns von allen und fahren zu Edward's Haus, dass etwa 18 Meilen vom Zeltplatz entfernt ist.
Mr Edward Taylor
13356 - 90th. Ave.
Surrey, B.C.

Sibylle: Die ganze Nacht durch hat es geregnet, doch diesmal haben wir nicht viel gespürt. Marcel wärmt sich auf der Toilette ein wenig auf und so kommt er mit einem älteren Herrn ins Gespräch. Er ladet uns zum Frühstück in seinem Wohnwagen ein. Bald darauf sitzen wir am Tisch und essen Eier mit Speck etc., mit den ca. 70 jährigen Leuten. Er ist Franzose. Darauf macht er uns mit seinem Bruder bekannt, der uns einladet zu ihm nach Hause zu kommen. Wie kommen wildfremde Menschen dazu, uns einzuladen ?
Wir begreifen all dies nicht mehr. Nach einer kleinen Autofahrt, gelangen wir bald "zu Hause" an. Alain, ihr Sohn führt uns am Nachmittag durch Vancouver und zeigt uns ein paar Sehenswürdigkeiten. Hier kannst du stundenlang herumfahren um nur einen kleinen Teil zu sehen. Alleine jedoch würde ich mich nicht wagen, durch die Strassen zu laufen. Am Morgen schon diese Säufer, etc. An allen Ecken "schielen" sie herum. Ein typisches Beispiel einer Grosstadt. Müde kommen wir am Abend wieder zu Hause an. Alain gibt uns sein Zimmer, und bald darauf schlafen wir ein.

Marcel: Es ist Nachmittag, wir hatten etwas zu essen und Edward's Sohn Allan (26) fährt mit uns nach Vancouver. Wir fahren über eine grosse Brücke, besichtigen den Capilano Creek und die Suspension Bridge. Dann fahren wir durch den Stanley Park und besuchen das Bloedel Konservatorium im Queen Elizabeth Park.

Suspension Bridge

Suspension Bridge

Suspension Bridge

Stanley Park

Bloedel Konservatorium im Queen Elizabeth Park

Es ist bereits dunkel als wir zu Hause ankommen, wir schauen TV bis um Mitternacht . Wir schlafen in Allan's Bett, wundervoll. Good night and sleep well.

Some good records:
Jim Croce: You Don't Mess Around With Jim
Loggins and Messina: On Stage
J.J. Cale: Naturally
Roger Daltrey: Ride A Rock Horse

Montag 29. September 1975 (12. Tag)
Surrey

Sibylle: Wir stehen um 10:00 Uhr auf. Ich dusche und wasche meine Haare, dann setzen wir uns an den Tisch. Orangen Jus, Toast, Eier, Coffee etc., es schmeckt wunderbar. Bald haben wir uns gesättigt und ich wasche das Geschirr ab. Ein wunderbarer Tag. Der Regen ist vergessen, die Sonne lässt ihre Strahlen durch die Fenster scheinen. Danach verzieht sich Marcel und hört Musik. Ich setze mich an den Tisch und schreibe Karten und Briefe. So vergeht auch bald der Nachmittag und es ist schon wieder Zeit zum Essen. Sie kocht wirklich sehr gut, überhaupt alle sind sehr nett. Am Abend sitzen wir zusammen und trinken Tee. Übrigens in dem Bett lässt sich schlafen, ein wenig eng für zwei, aber sonst ist nichts auszusetzen. Warten wir ab was morgen alles kommt. Heute genau einen Monat, seit wir Europa verlassen haben.

Marcel: Es gibt nicht viel zu erzählen heute. Wir haben gut geschlafen und wir hatten ein wirklich sehr gutes Frühstück. Wir haben die Gelegenheit zu duschen, also machen wir das auch. Wenn du bei einer Familie bist, liegst du den ganzen Tag nur herum und machst gar nichts. Allan macht ein paar Fotos von uns und dann schauen wir uns seine Plattensammlung an.
 
Sibylle + Marcel




Dienstag 30. September 1975 (13. Tag)
Surrey

Sibylle: Nach einem Frühstück mit Omletten etc., sitzen wir gemütlich in der Stube. Draussen scheint die Sonne. Am Nachmittag gehe ich ein bisschen spatzieren. Am Abend gehen wir auf die Bank.

Marcel: Ich habe heute mit der Hilfe von Allan's Mutter einen Song geschrieben "Waiting In Vain".

Waiting In Vain

Mittwoch 1. Oktober 1975 (14. Tag)
Surrey

Sibylle: Am Nachmittag spatzieren wir zwei ein wenig herum. Endlich entdecken wir eine Bank wor wir Geld wechseln und Schecks auf meinen Namen umschreiben lassen können. Danach gehen wir in ein Restaurant und bleiben ca. 2 1/2 Stunden dort, denn Marcel hat den Narren an der Serviertochter gefressen. Am Abend sitzen wir noch zusammen, unsere Post ist angekommen und so können wir morgen aufbrechen. Mit Eifer lese ich meine 5 Briefe. Es ist doch schön, wieder einmal etwas von zu Hause zu hören.

Lieber Marcel + Sibylle,
ich hoffe es läuft bis jetzt alles nach Plan bei euch zwei. Ich hätte es wissen müssen, das so etwas an der Grenze passiert. In der Schule läuft es für mich derzeit sehr gut, meine Noten sin in allen Fächern sehr gut. Mein Freund Craig hat mir geschrieben und mir gesagt das Frank Zappa demnächst in Vancouver spielen wird. Ich glaube nicht das er hier in Edmonton spielen wird, leider. Rory Gallagher spielt hier, zumindest wird davon gesprochen. Es gibt aber keine Tickets, das heisst also das es nicht so sicher ist. Ich hoffe die Fahrten gehen gut für euch zwei. Denkt daran, wenn ihr nach Edmonton zurück kommt im Januar, Februar oder sogar März, das es sehr kalt sein wird hier. Schreibt mir Briefe oder Postkarten damit ich weiss das ihr ok. seid
Rod

Marcel: Heute gehen wir auf eine Bank um Travellers Cheques auf Sibylle's Namen umschreiben zu lassen, und anschliessend essen wir etwas in einem Restaurant. Die ersehnte Post ist angekommen. Um 23:00 Uhr kommt Allan nach Hause und zeigt uns die Fotos die er gestern gemacht hat, sie sind toll. Wir verabschieden uns von Edward und gehen zu Bett. Mein dritter Brief nach Hause ist ebenfalls parat.


Sali zäme,
aus unseren Ferien, sende ich euch einige Fotos, die ihr gut aufbewahren solltet, aber nicht müsst wenn ihr nicht wollt. Wir sind unterwegs auf unserem 4 Monate und 12 Tage Tramp. Wir werden morgen nach Seattle trampen wo wir versuchen Jimi's Grab zu finden. Dann vielleicht Portland-San Francisco- Los Angeles-Hawaii. Wir wissen noch nichts genaues. Ich hoffe, dass es euch auch ein bisschen gut geht.
Grüsse an alle
Marcel

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