Montag, 22. Dezember 2008

Die Reise Teil 1

Montag 1. September 1975
Basel - Zürich - Amsterdam - Edmonton


Und dann ist es also soweit, der langersehnte 1. September ist da und wir machen uns auf den Weg.


Die ersten Probleme gibt es bereits auf dem Flughafen Basel-Mulhouse. Nebst reichlich Gepäck habe ich meine beiden Gitarren dabei. Die akustische die mich auf der ganzen Reise begleiten wird und meine Strat von der ich nun endlich herausfinden will welchen Jahrgang sie hat (um dies herauszufinden müsste man nur den Hals abschrauben aber wenn man 's nicht weiss, dann weiss man's halt nicht) . Meine Idee die beiden Gitarren als Handgepäck mit ins Flugzeug zu nehmen stösst auf gar kein Verständnis und nach einigem hin und her verschwinden die beiden auf dem Gepäckband. Ob das wohl gut geht ?


Mit einer DC 9 der Swissair fliegen wir zunächst nach Kloten,


und dann weiter nach Amsterdam


wo wir in eine DC 8 von Canadian Pacific umsteigen



die uns dann direkt nach Edmonton fliegen wird.

Mit 4 Stunden Verspätung kommen wir ca. um Mitternacht in Edmonton an. Wir stehen beim Gepäckband an und fischen unsere Backpacks raus und dann geht die Warterei los. Erst als das letzte Gepäckstück abgeholt ist und nichts mehr nachkommt, wird mir klar das irgendetwas schief gelaufen ist. Wo sind meine Gitarren ?


Ich bin natürlich auf 180 und mache einigen Krach. Man beruhigt mich und sagt mir meine Gitarren habe man wohl vergessen auszuladen und nun seien sie halt unterwegs nach Vancouver. Es ist ca. 01:00 Uhr als ich alle Formulare ausgefüllt habe die es in so einem Fall auszufüllen gilt


und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch (werde ich meine Gitarren wohl je wieder sehen?) geht es zur Zollkontrolle. Was in 2 Minuten erledigt sein könnte, dauert eine Stunde. Wir werden von Kopf bis Fuss durchsucht und jedes einzelne Gepäckstück wird sorgfältig inspiziert, bevor wir dann endlich eine Aufenthaltsbewilligung bis am 7. Januar 1976 bekommen.



Die Freude ist gross als wir endlich um 02:00 Uhr morgens in der Ankunftshalle erscheinen. Der arme Rod musste Stundenlang auf uns warten. Wie versprochen holt er uns mit dem grossen Auto seines Vaters ab und wir fahren durch die Nacht zu ihm nach Hause. Edmonton, die Hauptstadt der Provinz Alberta zählt zu dieser Zeit ca. 452'000 Einwohner. Das Lichtermeer dieser Metropole ist einfach faszinierend.

Edmonton Skyline

Edmonton at night

Wir können es fast nicht glauben, es ist geschafft, wir sind in Kanada. Bei Rod zu Hause angekommen, werden wir im Basement einquartiert, wir rollen unsere Schlafsäcke aus und dann wird erst mal geschlafen.
Am nächsten Tag lernen wir die Familie von Rod kennen, zuerst Rod's Mutter und dann seine drei Brüder Gerry, Brian und Kenny, die einer nach dem andern aus der Schule heimkommen und zulezt am Abend Rod's Vater.

Mittwoch 3. September 1975
Edmonton

Wir sizten in der Küche beim Frühstück als das Telefon klingelt. Rod geht ran und nach wenigen Augenblicken sagt er es sei für mich, was ich fast nicht glauben kann. Er gibt mir den Höhrer und eine freundliche Stimme teilt mir mit das meine Gitarren am Flugplatz eingetroffen sind und fragt mich ob es mir wohl recht sei, wenn sie diese gleich bei mir abliefern dürften. Leicht erstaunt über diesen Super Service gebe ich Rod's Adresse an und ungefähr eine halbe Stunde später klingelt es an der Türe. Draussen in der Einfahrt steht ein Yellow Cab, der Chauffer öffnet den Kofferraum und sagt: Ihre Gitarren, Sir. Ich denke WOW.


Donnerstag 4. September 1975
Edmonton

Mein erster Brief nach Hause



Hello,
Liebe Eltern, Brüder, und sonstige Verwandte
wir sind gut in EDMONTON angekommen, allerdings mit 4 Stunden verspätung ca. um Mitternacht. Alles Gepäck war da ausser meinen 2 Gitarren, die machten noch einen Abstecher nach Vancouver. Die hauptsache ist ich habe sie wieder. Es ist sehr schön hier in Edmonton, wir wohnen bei Rod. Er hat 3 Brüder Gerry ca. 18 Jahre, Brian 17, Can (Kenny) ca. 12 es sind alle sehr freundlich zu uns auch Rod's Eltern. Diese Land ist sehr verschieden zu Europa. Alles fährt Auto. Ein Freund von Brian hat einen Pontiac Trans Am für ca. 20'000 Fr. von seinem Vater geschenkt bekommen er ist 17 Jahre alt. Ich hoffe dass es uns noch ein Weilchen gut geht hier.
Grüsse an alle.
Marcel


In dieser ersten Woche in Edmonton haben wir uns bereits auf die Suche nach einer Wohnung gemacht und leider nichts passendes gefunden. Es wird nicht so einfach sein und ewig können wir die Gastfreundschaft der Litke's nicht strapatzieren. Die bereits grosse Familie ist durch unser eintreffen auf 8 Köpfe angewachsen.

Samstag 6. September 1975
Edmonton

Wir beauftragen einen Wohnungsvermittlungsbüro mit der Suche nach einer geeigneten Wohnung für uns


Wir gehen zu Fuss in die Stadt oder wenn Rod Zeit hat sind wir mit seinem Dodge Challenger unterwegs. Er zeigt uns die Stadt und es dauert nicht lange, machen wir unsere erste Bekanntschaft mit Fast Food in einem Drive-In.

Rod in seinem Dodge Challenger R/T

Rod + Marcel in Edmonton

unsere erste Fast Food Erfahrung

die Hauseinfahrt bei Litke's

Montag 8. September 1975
Edmonton

Mein 19. Geburtstag. Was für eine Überraschung Rod's Mutter hat ein kleines Geschenk für mich parat.

Mein Geburtstagsgeschenk ist auch immer noch da...

Mittwoch 10. September 1975
Edmonton

Mein Brief ist unterdessen zu Hause angekommen und meine Familie macht sich sofort daran zurückzuschreiben.




Lieber Marcel,
vielen Dank, für den Brief der 5 Tage brauchte bis hieher zu kommen. Es freut uns sehr, dass alles gut abgelaufen ist und Du vorerst unterschlupf bei Deinem Freund gefunden hast. Am Sonntag, meinem Geburtstag war Evi mit dem neuen Mann hier. Er hat mir gut gefallen ist ein ganz netter Tip. Bei uns läuft so alles im alten. Lass wieder mal was von Dir hören wir freuen uns schon darauf.
Also, liebe Grüsse von Mami und Vati
Stephan

Hallo Jimi
Als ich hörte dass deine Gitarren nicht ankamen, wollte ich schon sauer auf die Reisegesellschaft werden. Freut mich, dass du so schnell geschrieben hast, dennes gibt ein Sprichwort, dass heisst: Willst du einen Brief, so schreibe einen Brief. Nun weiss ich nichts mehr.
Viele Grüsse
Jimi (Peter)

Nachträglich viele Glückwünsche zum Geburtstag, hoffe, es geht euch gut. Schnuppere schön viel Kanda Luft. Alle sind neidisch, ich erzähle, bei bekannten, und alle Staunen. Es kommen halt nicht alle nach Kanada. Hoffe Du hast 6 Monate schönes Wetter, und alles gute.
Roland

Es wird langsam Herbst und an einem dieser wunderschönen Indian Summer Tage machen wir mit Rod einen Ausflug in einen nahegelegenen Tierpark (Alberta Game Park).





Rod + Marcel + ???

Mitte September bekomme ich Post vom Schweizer Konsulat.



Mittwoch 17. September 1975
Edmonton

Rod's jüngster Bruder Kenny

Wir sind nun schon bald 3 Wochen bei der Familie Litke und die Situation wird langsam kritisch. Wir haben immer noch keine Wohnung gefunden und so wie es aussieht werden wir auch so schnell keine finden. Rod muss uns von seinen Eltern ausrichten dass sie wohl keine grosse Freude hätten wenn sie uns noch länger beherbergen müssten. Im Klartext heisst das es ist Zeit zu gehen. So packen wir also unsere Sachen am Abend des 17. September zusammen.  
Nun beginnt es also wirklich unser Abenteuer!

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