Kamloops, BC - Surrey, BC
Auto 326 Km
TOTAL 1243 Km
Marcel: Wir stehen um ca. 8:30 Uhr auf, ziehen uns an, waschen uns, packen zusammen, dann geht's los. Zuerst wird gefrühstückt, dann fahren wir nach Vancouver. Heute ist wieder ein wunderbarer Tag, ich glaube wir haben bis jetzt ziemlich Glück gehabt. Wir fahren wieder durch die Berge, die jedoch hier mehr Sandhills ähneln. Unterwegs halten wir und besichtigen die Hell's Gate, welche sehr eindrucksvoll ist.
Sibylle: Wir haben uns alle ein wenig verschlafen, doch nach kurzer Zeit sitzen wir am Sonntagmorgen in einem Café, bei Omletten, Toast etc. Es schmeckt herrlich. Dann geht's weiter. Cam hält an ein paar Stellen an, um mir die Gelegenheit zu geben, Fotos zu machen. Er zeigt uns "Hell's Gate Airtram". Mit einer Seilbahn fahren wir in die Tiefe. Auf einer Brücke beobachten wir, wie die Wellen des Fraser Rivers an die Steinmauern schlagen. Leider habe ich nur noch 2 Fotos.
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Hell's Gate Airtram Prospekt |
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Die Hell's Gate über dem Fraser River |
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Sibylle + Cam |
Marcel: Wir fahren weiter nach Hope, wo wir etwas essen, es ist unterdessen 13:00 Uhr. Ich telefoniere nach Surrey, vielleicht können wir ein paar Tage bei Gustav sein (ein alter Schulfreund von Hans, dem Mann von Tante Veronique). Seine Frau nimmt das Telefon ab. Wir können zu ihm auf seine Farm kommen. Nach dem Essen fahren wir noch ca. 1 Stunde dann sind wir in Surrey. Cam fährt uns zu einer Tankstelle von wo aus Gusti's Frau uns abholen will. Wir bedanken uns bei Cam und verabschieden uns, es waren 2 schöne Tage mit ihm.
Sibylle: Nach einem Café machen wir uns wieder auf den Weg. In Hope ladet er uns wieder zu einem Mittagessen ein. Schliesslich gelangen wir um 16:00 Uhr, 10 Meilen vor Vancouver an. Marcel hat hier einen Bekannten. Cam gibt uns noch seine Telefonnummer von Seattle, wahrscheinlich treffen wir ihn in ein paar Tagen wieder.
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Cam's Telefonnummer |
Marcel: Nach ca. 15 Minuten kommt Gusti's Frau, wir laden ein und fahren auf die Farm. Wir sitzen am Tisch trinken Kaffee und haben einen Schwatz. Gusti's Frau ist eine Aufgestellte. Es sind noch mehrere Schweizer da. Kurt, ist Metzger und schon seit 6 Jahren in Kanada, dann seine Frau und noch ein Girl. Gusti und Kurt sind gerade daran einen Stier zu metzgen. Da kommt Gusti, Bart, kurze Hosen lachend an den Tisch und trinkt einen Kaffee. Er muss bald wieder gehen, der Stier wartet.
Sibylle: Nach einem Telefon holt uns nach kurzer Zeit die Frau von Marcel's Bekannten ab. Es ist eine Schweizerin, die aber schon seit 22 Jahren hier in Canada wohnt. Nach ein paar Meilen gelangen wir am Ziel an. Ich flippe noch heute, mein Traum hat sich erfüllt, eine Farm. Natürlich muss alles ausspioniert werden. Wir lernen noch ein paar Schweizer kennen. Ruth ist auch erst seit drei Wochen hier, sie hat die Arbeitsbewilligung und das Visum. Lange unterhalten wir uns.
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Die Farm der Familie Krebs |
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Chalet Style |
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in the back of the House... |
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unser Zimmer unter dem Dach mit eigenem Balkon |
Marcel: Wir essen auf dem Balkon z'Nacht. Es gibt Kamloops Trout, Blumenkohl, Kartoffeln und Salat. Wir wollen noch reiten, also gehen wir auf die Weide. Kurt nimmt einen Kessel Hafer und probiert so an die Pferde heran zu kommen. Er hat alle bis auf Comanche den wir nicht kriegen. Es wird auch schon dunkel und so lassen wir es bleiben. Gusti hat Besuch bekommen. Es wird über Weinherstellung gesprochen. Bevor diese Leute gehen offeriert er ihnen einen selbstgebrannten Brandy SWISS DYNAMITE. Es muss ein Wahnsinnsgesöff sein, denn sie bringen es kaum runter. Später erzählt er bei einem BUSHWÄCKER Jagderlebnisse. Wir sitzen bis spät am Abend da und hören zu. Hundemüde gehen wir zu Bett. Ich ziehe mich aus, da sticht mich eine Biene in den Fuss. Jauuul. Sibylle gibt mir eine Salbe die sehr gut ist. Und bald fielen sie in tiefen Schlaf.
Sibylle: Am Abend wollen wir noch reiten gehen, doch als wir die Pferde endlich beisammen haben, ist es schon zu dunkel. So spatziere ich noch ein bisschen umher. Ich geniesse den Abend und bewundere das Schauspiel der Natur. Langsam verschwindet die Sonne hinter den Bergen. Ist das der Anfang eines Traums ? Noch lange sitzen wir zusammen. Gusti holt seinen selbstgebrannten Schnaps hervor und dann erzählt er uns was und wie er überhaupt dazu gekommen ist. Er ist unabhängig vom Staat, hat eigenes Wasser aus der eigenen Quelle. Es wird ein lustiger Abend. Ich weiss nicht mehr, wann wir endlich im Bett lagen und einschlafen.
Montag 22. September 1975 (5. Tag)
Surrey
Sibylle: 6:00 Uhr die Hähne krähen. 8:00 Uhr von unten her ertönt eine Kuhglocke, dass heisst so viel wie Frühstück. Obwohl wir noch müde sind, stehen wir ein paar Minuten später am Tisch. Rösti mit Spiegeleier, es schmeckt herrlich.
Marcel: Wir sitzen am Tisch und haben breakfast, dann schauen wir uns um. Wir müssen Geld wechseln und Filme kaufen, also gehen wir ins nächste Dorf namens Cloverdale. Es ist ca. 3 Meilen entfernt. So wandern wir der Strasse entlang bis dorthin. Cloverdale kommt mir vor wie eine alte Westerntown. Wir wandern durch die Strasse gehen zur Bank, kaufen Filme und gehen in ein Beizli etwas essen. Dann wandern wir zurück. Zuhause gibts einen Lunch, danach Kaffe und Kuchen. Es ist der beste Kaffee den ich je getrunken habe, so richtig süffig. Nach dem Lunch gehe ich hinauf in unser Zimmer und spiele ein bisschen Gitarre.
Sibylle: Danach hilft Marcel im Garten und ich spatziere herum. Das reinste Tierparadies, von Pferden, Eseln, Kühen, bis zu den kleinen Viechern.
Sibylle: Am Nachmittag ziehe ich mit einem Eimer in die Brombeeren. Mein Haar ist bald voll von Spinnennetzten, doch man gewöhnt sich daran. Auf jeden Fall ist es wunderbar hier. Die Ruhe überhaupt alles. Das wäre ein Leben !
Marcel: Gus ist daran, im Valley auszuebnen, weil er Gras sähen will. Ich gehe hinunter und frage ihn ob ich ihm etwas helfen kann, worauf er mir Arbeit gibt. Ich räume Baumstämme und sonstiges *Gfotz" weg. Wir brauchen eine Säge, weil wir die Wurzeln einiger junger Bäume wieder einpflanzen wollen, also gehen wir ins Cabin. Das Cabin ist eine Blockhütte mitten im Wald, welche Pfadfinder unter der Anleitung von Gus vor ca. 10 Jahren gebaut haben. Es gefällt mir irrsinnig im Cabin. Wir machen Pause bei einem GLETSCHERWASSER, vermutlich auch einer seiner selbstgebrannten Schnäpse. Es wartet noch viel Arbeit auf uns, also weiter geht's.
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Das Cabin |
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Marcel als Farmer |
Marcel: Gus füttert noch die Tiere dann gibts Dinner. Der Abend ist wieder wunderbar, doch ich glaube nachts wird es ziemlich kalt. Wir diskutieren mit Gusti's Frau und lachen. Die Art wie sie einem etrwas erzählt ist umwerfend. Dann gehe ich ins Zimmer, ich muss noch ein bisschen üben. Unsere neue Zigarettenmarke ist Peter Jackson, doch wie lange noch ? Wir werden wohl sehr bald in den Staaten sein. Wieder ander Zigaretten, anderes Bier. Das kanadische Bier ist sehr gut, ähnlich wie Schweizer. Ich möchte schaurig gern nach Hawaii gehen, was von San Francisco aus ca. 120 Dollar kosten würde. Mal sehen.
Dienstag 23. September 1975 (6. Tag)
Surrey
Sibylle: Wie jeden morgen erklingt um 08:00 Uhr die Glocke. Wir haben uns schon daran gewöhnt und erscheinen auch immer pünktlich zum Frühstück. Gemütlich sitzen wir am Tisch und die Müdigkeit ist bald verschwunden. Wie immer hilft Marcel im Garten, ich sitze in der Küche und unterhalte mich mit Frau Krebs. Nachher verschwinde ich ins Zimmer und schreibe. Am Nachmittag "spatziere" ich dann in die Brombeeren, bin aber am Abend wieder total auf dem Hund, weiss aber nicht von was.
Marcel: Es gibt eigentlich nicht viel zu erzählen heute. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Wir haben die Futtersilos zusammengebunden. Gus hat einen Hund der immer etwa in der Nähe ist. Er heisst Duke. Es ist ein Husky, ein Schlittenhund aus dem Yukon. Es ist ein lieber Hund und er folgt. Wenn ich einen Hund möchte, dann einen "Leo" oder einen"Duke". Gus ist total unabhängig. Er zahlt keine Steuern und er könnte alles was er braucht selber produzieren, was ich sehr gut finde. Er ist ein aufgestellter Mann, ab und zu einen Witz auf den Lippen.
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Gustav Gusti Gus |
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Frau Krebs, Gusti's Frau |
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Duke |
Mittwoch 24. September 1975 (7. Tag)
Surrey
Sibylle: Nach dem Frühstück gehe ich mit Gusti zu den Apfelbäumen. Wir holen alle Äpfel herunter und schmeissen sie in Kisten. Dann erklärt er uns wie man Most macht. Zuerst mahlt man die Äpfel (er hat extra Maschinen selber gemacht). Danach presst man sie und unten kommt frischer Most heraus. So hat Marcel das erste Mal selber etwas produziert. Ich helfe auch indem ich mein Urteil abgebe, er schmeckt übrigens sehr gut. Nur muss ich eine Zeitlang das WC aufsuchen. Am späten Morgen spatzieren wir zwei nach Cloverdale, sieht aus wie eine Cowboystadt. Nachden wir wieder ein wenig Geld auf einer Bank geholt haben, sitzen wir in eine Beiz und essen Toast. Am Abend schauen wir ein wenig TV, gehen aber bald danach ins Bett.
Donnerstag 25. September 1975 (8. Tag)
Surrey
Sibylle: Marcel macht mich schon den ganzen Tag zur Sau, denn ich habe heute 19 Briefe geschrieben. Vielleicht ist es für ihn übertrieben, aber es ist nun einmal mein Hobby. Seit ein paar Tagen flippt er auf Hawaii, und mich zieht er auch langsam mit.
Freitag 26. September 1975 (9. Tag)
Surrey
Sibylle: Auch heute spatzieren wir wieder in unsere Westernstadt, unsere Schuhe und Hosen sind ganz staubig. Es fehlt nur noch der Revolver und das Pferd. Auch heute stürmen wir die Bank. Auf einmal entdeckt Marcel ein Reisebüro, er geht hinein und verlangt Prospekte von Hawaii. Wenn ich ehrlich bin, sehe ich mich schon am Strand unter Palmen liegen. Wer weiss, von San Francisco ist es nicht all zu weit. Diesen Monat haben wir nur 260 Dollar gebraucht, dass ist wirklich sehr wenig. Wir hatten jedoch auch immer die Möglichkeit, irgendwo für eine Zeit zu wohnen. Jedoch haben wir uns einen Kocher, Pfannen etc. gekauft. Das was wir jetzt gespart haben kommt uns sicher einmal zu gunsten. Am Nachmittag sitzen wir friedlich unter den Bäumen und reden allerlei. Geniessen die Sonne und flippen von Hawaii.
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Gusti's Little Lake |
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Waschtag |
Sibylle: Nie hätte ich gedacht dass wir diese Reise machen würden, ein Traum ist in Erfüllung gegangen. So lebe ich ganz in der Realität. Am Anfang habe ich noch oft vergleiche zwischen der Schweiz und Canada angestellt, doch heute bin ich soweit und habe es aufgegeben. Es ist überhaupt kein Vergleich. Die Leute hier, die Gastfreundschaft die sie aufbringen, alles ist so selbstverständlich und natürlich. Jeder akzeptiert den andern. Kein Geklatsch über andere. Man merkt den Unterschied erst, wenn man in einem anderen Land gewesen ist. Die verschiedenen Metalitäten, alles. Trotzdem ist es schön, wenn man weiss, das man ein Zuhause hat. Man ist dort aufgewachsen, man weiss das man jemanden hat. Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt, wie es wäre auszuwandern ? Wird sich dieser Gedanke einmal in die Realität umsetzen ?...
Marcel: Ich habe heute einen Song geschrieben " On The Road To Nowhere", und meinen zweiten Brief nach Hause.
Hallo zusammen
wir sind nun schon seit Sonntag hier in Surrey bei Gustav. Seine Farm ist ziemlich gross und schön. Wir sind unterwegs nach dem Süden da es hier sehr sehr kalt wird. Wir haben 17 Tage bei Rod's Eltern gewohnt und sie hätten nicht so grosse Freude wenn wir wieder zurück kämten. So sind wir nun per Autostop unterwegs. Ich glaube wir gehen bald einmal in die Staaten. Beiliegend sende ich eine BC Autonummer welche ihr für mich aufheben solltet. Du kannst sie ja irgendwo in meinem Zimmer aufhängen. Auch sende ich dir einige Blätter, was etwas wie ein Tagbuch ist. Auch diese bitte aufbewahren. Sonst ist alle O.K. bei uns. Wir stehen finanziell ziemlich gut, wir haben bis Ende Monat noch 140 Dollar was ca. 350 SFR macht. Ich habe keine feste Adresse mehr so könnt Ihr mir nicht schreiben, doch werde ich ab und zu einige meiner Tagbuchblätter nach Hause schicken, sodass Ihr also informiert seid. Richte allen schöne Grüsse aus, und übrigens Happy Birthday Mom.
Es grüsst Euch
Marcel
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